Inwiefern werden durch den zunehmenden Rechtspopulismus die Menschenrechte ausgehöhlt?

Zu diesem Thema referierte Prof. Benno Hafeneger. Er lehrte Erziehungswissenschaften an der Universität Marburg.

Wie umgehen mit rechtspopulistischen Tendenzen?

Amnesty International (ai), Gruppe Gelnhausen, und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Gelnhausen luden zu einem Informations- und Diskussionsabend mit Prof. Benno Hafeneger in den Räumen des Bildungshauses Gelnhausen ein.

„Rechtspopulismus und Menschenrechte“ – so war die Veranstaltung betitelt, die am Montag, den 2. September, um 19.30 Uhr im Hörsaal des Bildungshauses stattfand. Amnesty und GEW hatten Prof. Benno Hafeneger aus Marburg eingeladen, der sich über lange Jahre intensiv wissenschaftlich mit Rechtsextremismus und Rechtspopulismus befasst hat.

Begrüßt wurden die ca.70 Zuhörerinnen und Zuhörer von Hans-Joachim Karalus für ai und Herbert Graf für die GEW. Während Karalus die rassistischen Elemente der rechten Denkweise und die Nichtakzeptanz universeller Menschenrechte durch diese Kreise hervorhob, stellte Graf die Unvereinbarkeit der rechten politischen Ziele mit gewerkschaftlichen Positionen heraus. „Wir sind gespannt auf die Impulse von Herrn Prof. Hafeneger und fast noch mehr auf die anschließende Diskussion“, äußerten beide abschließend.

Hafeneger referierte ausführlich zu seinen Forschungen, die sich insbesondere mit den politischen Inhalten und den Wählerschichten der AfD beschäftigen. So würden für die Hauptwählerklientel der AfD „die vier Ms“ genannt werden können: Die Wählerinnen und Wähler stammten aus der mittleren Altersgruppe, aus mittleren Einkommensschichten, sie hätte mittlere Bildungsabschlüsse und seien zu einem überproportional großen Anteil Männer. Die AfD würde von sehr vielen Arbeitern gewählt, insgesamt wähle aber ein breiter Bevölkerungsdurchschnitt diese Partei.

Sorge bereite, dass der ideologische Kern dieser Partei in einem „kulturell begründeten Rassismus“ liege, der davon ausgehe, dass die einzelnen Kulturen „rein“ bleiben sollten und sich nicht vermischen sollten. Es gebe dabei keine Vorstellung von universell geltenden Menschenrechten.

Man könne innerhalb der AfD drei Gruppierungen unterscheiden: eine bürgerlich-konservative Gruppe, die früher einmal in der CDU beheimatet gewesen sei; „empörte“ Bürgerinnen und Bürger, die unter anderem mit der Flüchtlingspolitik nicht einverstanden seien; und schließlich das rechtsextremistische Lager. Derzeit sei eine Radikalisierung zu beobachten, bei der sich rechtsextreme Tendenzen immer mehr durchsetzten. Hafeneger sprach in diesem Zusammenhang von einer „Rebellion von rechts“.

Nach möglichen Lösungsansätzen gefragt, meinte Prof. Hafeneger, einfache Lösungen gebe es nicht. Man müsse mit denen sprechen, die noch diskursfähig sind, und versuchen, bei ihnen Nachdenklichkeit zu erzeugen, da die einfachen Lösungen der Rechtspopulisten in die Irre führten. Weiterhin müsse man versuchen, ein positives Bild von Europa und der westlichen Demokratie zu entwerfen. „Der Wutbürger will Resonanz erfahren“, meinte Prof. Hafeneger abschließend.

In der anschließenden Diskussion wurde von den Besuchern der Veranstaltung hervorgehoben, dass es einer breit angelegten gesellschaftlichen Anstrengung bedürfe, um die rechtspopulistischen Tendenzen wieder zurückzudrängen. Gewerkschafter unter den Gästen hoben hervor, dass es nötig sei, endlich wieder eine Sozialpolitik zu betreiben, die ihren Namen auch verdiene. Denn die von Prof. Hafeneger genannten Hauptwählerschichten der AfD seien genau die, die am meisten für die verfehlte Sozialpolitik der letzten Jahrzehnte  „bluten“ mussten. Andere betonten, dass es darum gehe, eine neue Werteerziehung in Gang zu bringen, die derzeitige Dominanz von Konkurrenz und Egoismus zu überwinden und wieder Solidarität und Mitgefühl in den Vordergrund zu rücken.

Um 21.30 Uhr ging man auseinander, um einige gedankliche Impulse bereichert, aber auch mit vielen neuen Fragen im Kopf.

03 Hafenger_w

02 Hafeneger_w

Flyer zu der Veranstalung